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Rede von Susann Stuckert
anlässlich der Eröffnung der Ausstellung:
Klaus Kröger „kleinere Formate“
Am 05.04.2005 im Kunstladen101
Meine Damen und Herren,
Ich freue mich sie heute hier ,im Kunstladen101, zur Ausstellungseröffnung
der Arbeiten Klaus Krögers begrüßen zu dürfen.
Ganz herzlich begrüße ich Klaus Kröger, über dessen
persönliche Anwesendheit ich mich besonders freue und seiner Frau
Erika. Der Kunstladen101 ist im September vorigen Jahres eröffnet
wurden. Schon damals hatte ich Klaus gegenüber zaghaft die verrückte
Vorstellung geäußert, seine Bilder in meinen Räumen zeigen
zu wollen. Was natürlich abwegig war. Klaus Kröger, der 1964
an der documenta 3 teilnahm und dann dieser NoName-Ausstellungsraum, dass
schien doch voneinander weit entfernt. In der Kunstszene gehört sich
so etwas nicht.
Daß diese Ausstellung nun doch zustande kam, verdanke ich wohl der
freundschaftlichen Sympathie, die wir füreinander seit 20 Jahren
hegen und darüber hinaus ausschlaggebend war wohl, dass sich ein
Klaus Kröger von niemandem,
auch von der Kunstszene nicht sagen lässt was opportun sei.
1982, als ich gerade mein Studium an der Hochschule für Bildende
Künste am Lerchenfeld begann, sah ich in einer Ausstellung ,„Dorn
im Auge“ nannte sie sich , war von Hamburger Künstlern in einer
leerstehenden Fabrik in Barmbek initiiert,
das erste mal Arbeiten von Klaus Kröger. Er war einer der älteren
Künstler, radikal wie die Jungen.
In Künstlerkreisen nannte man ihn Teer-Kröger, schnappte ich
damals auf.
Aber beeindruckt hat mich eigentlich nicht die Radikalität des Verneinens.
Das kannte ich von Arbeiten Lucio Fontanas . Das Durchstoßen der
Bildfläche z.B. Was bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterließ,
war die eigentümliche Kopplung die zwischen der Aussage „ Kein
Bild mehr- Nein“ und den Mitteln mit denen dieser damals 62 Jahre
alte Künstler dieses Nein ausdrückte.
Es waren hoch malerische Mittel.
Da war also ein Maler am Werk , der malend behauptet, daß er ein
Bild, ein gutes Bild, überhaupt nicht mehr bezweckt. Ich war irritiert.
Zu jener Zeit war für mich das Buch “Das Unbekannte in der
Kunst“, dass der Stuttgarter Maler Willi Baumeister 1947 veröffentlicht
hatte und dass für viele, nicht nur deutsche Künstler, nach
dem 2.Weltkrieg bedeutsam wurde, dieses Buch war damals gewissermaßen
meine Bibel. Daran schulte ich mein Sehen und hinterfragte meine Haltung
als Künstler. Der zu Schrott gehauenen Welt sollte durch das Suchen
nach dem Absoluten in der Malerei wieder Tiefe verliehen werden. Da war
ein moralisches Wollen. Es gab ein Ziel. Das gute Bild.
Zweckfreie Malerei, na klar, dass ist uns allen geläufig. Das ist
die Geschichte der modernen Malerei. So wie sie im Buch von Willi Baumeister
auch beschrieben wird.
Begonnen vielleicht mit dem Romantiker Delacroix, hin zu den Impressionisten,
zu guter letzt Cézanne. Aber ein Cézanne hat um das eine
Bild gerungen, dass er glaubte immer wieder verfehlt zu haben. Er setzte
sich immer wieder vor seine Leinwand und kämpfte um dieses eine Bild.
Und hier war Klaus Kröger, der nun auchdieses hehre edle Wollen über
Bord schmiss. Kein Ort mehr. Keine Heimat mehr. Kein Rückzugsort
auch nicht in der Malerei mehr. Ich betone das Wort Maler ausdrücklich,
denn hier wurde auf sehr hohem Niveau gemalt.
Diese Mischung konnte eine junge angehende Malerin schon irritieren.
Dieser Widerspruch war damals für mich anspruchsvoll, heute von ihm
durchgehalten macht er die Qualität seiner Arbeit aus. Er will die
Malerei noch einmal an ihre Grenze bringen. In dem er seine malerischen
Mittel aufs stärkste beschränkt, keinen Genuß beim Malen
sich hingebend, entstehen Bilder, denen wir staunend gegenüberstehen.
An zwei weitere Maler will ich erinnern, zu denen
ich Klaus Kröger in Beziehung setzen möchte, die ich mit ihm
zu den wichtigsten Malern Hamburgs im 20.Jahrhundert zähle. Da ist
der 24 Jahre ältere Maler Fritz Flinte zu nennen, dessen späte
Selbstportraits eine nahe Verwandtschaft zu Klaus Krögers „Kerlen“
besitzen. So wie viele Bilder oft von Kröger betitelt werden.Und
den 6 Jahre jüngeren Hamburger Maler Reinhard Drenkhahn will ich
nennen, mit dem er auch befreundet war. Drenkhahns „Strandläufer“,
„Leitermänner“ und zuletzt die „Ofensteine“,
scheinen mir in der Haltung und der Beschränkung auf wenige Sujets
Klaus Kröger nahe zu stehen.
Drei Maler für die das Ende des 2. Weltkrieges eine tiefe Zäsur
bedeutete.
Allen Dreien ist eine Schonungslosigkeit eigen, die auch die individuelle
Person nicht aussparte.
Fritz Flintes Selbstportraits zeugen davon.
Reinhard Drenkhahn hat diese Schonungslosigkeit schließlich gegen
seine Person gewandt, er nahm sich 1959 33 jährig das Leben.
Klaus Kröger lebt - malt- und hat diese Haltung malerisch bis heute
weiterentwickelt,
und ihr eine asketische Aggressivität verliehen, die seine Malerei
in der aktuellen Kunstszene einzigartig dastehen lässt.
Parallel zu der laufenden Ausstellung „Große Formate“
im Künstlerhaus Sootbörn, in dem er auch sein Atelier hat und
die noch bis zum 10.April die größeren Werke Klaus Krögers
zeigen, sind hier nun 39 Arbeiten kleineren Formats zu betrachten. Beide
Ausstellungen zusammen geben einen faszinierenden Einblick in die Bandbreite
dieses Künstlers.
Aggressive Selbstbehauptung und zugleich die Zartheit dieses individuellen
Verneinens, die aus allen Arbeiten widersprüchlich auftaucht.
Eine Zartheit allerdings ,und das will ich nicht vehehlen,
die der Schleimspur einer Schnecke gleicht.
Mit diesem Zitat Cézannes, der den Trieb zum Malen auf diese Weise
beschrieb,
will ich es bewenden lassen. Mit Worten die Spannung der Bilder Klaus
Krögers beschreiben zu wollen ist angesichts der Präsenz seiner
Bilder unnötig.
Und deshalb wünsche ich Ihnen das, was mir in den letzten Tagen des
Hängens geschehen ist, neue Einblicke in das Werk von Klaus Kröger.
Klaus ich danke Dir für den freizügigen Blick, den Du mir in
Deine Arbeit gewährt hast. Und ich wünsche mir Deiner Schleimspur
noch oft begegnen zu dürfen.
Danke.
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Über Klaus Kröger
Für die Hamburger Malerin Susann Stuckert,
die den Kunstladen101 Ende September 2004 eröffnet hat, gehört
Klaus Kröger zu den drei wichtigsten Malern Hamburgs im 20.Jahrhundert:
Fritz Flinte (1876-1963), dem Hubert Fichte ein Portrait widmete; Reinhard
Drenkhahn (1926-1959) und eben Klaus Kröger. Drei Künstler,
für die das Ende des 2.Weltkrieges eine Zäsur war, die sie zu
einer Schonungslosigkeit in ihrer Malerei führte, die auch den heutigen
Betrachter betroffen macht.
46 Jahre nach dem frühen Tod Reinhard Drenkhahns, durch die veränderten
Zeitläufte hindurch, gibt Klaus Kröger dieser Haltung weiterhin
kraftvoll Ausdruck. Er hat sie weiter entwickelt und ihr eine Aggressivität
verliehen, die seine Malerei in der aktuellen Kunstszene einzigartig macht.
Aus Freundschaft hat Klaus Kröger dem Wunsch der Hamburger Malerin
zugestimmt, seine Arbeiten im Kunstladen101 auszustellen. |
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